Tibet-Encyclopaedia

 

Abbildung 1: Der neue Basar in Skardu: Eine quirlige, orientalische Haupt- und Geschäftsstraße (Oktober 2007)

 Skardu

Skardu (auch Skardo, Kárdo, Kardo, Askardu, Eskerdow, Eskerdou, Iskerdow, Kikerdow, Iskardoh und Tibetisch Skar-rdo geschrieben) ist die Bezeichnung der größten Ortschaft und des  zugehörigen Tales in Baltistan (Klein-Tibet), welches bis 1842 eines der sechs Königreiche von Klein-Tibet bildete. Der am Indus gelegene Ort Skardu entwickelt sich zurzeit zu einer Stadt, die neben mehreren Basaren, zahlreiche neue Moscheen, Verwaltungs-und Gerichtsgebäude, Krankenhäuser, Schulen, Hotels und natürlich auch zahlreiche Wohngebäude umfasst. Allerdings ist der ursprüngliche dörfliche Charakter in einigen Stadtteilen, wie z. B. in Chumik, noch gut erhalten. Besondere Sehenswürdigkeiten sind neben der zerstörten Bergfestung Kharphocho das auf dem Weg zum Satpara-See gelegene Buddha-Felsenrelief, der Bereich des Friedhofs mit dem großen Astana-Grabmonument und einige ältere Gebäude. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kam es zu einer Zweiteilung von Baltistan in den Gangche-  und den Skardu-Distrikt, wobei der neugebildete Skardu-Distrikt einschließlich Rondu, Kartaksho und Shigar etwa die Hälfte des heutigen Baltistan umfasst.

Abbildung 2: Die Stadt Skardu und das sich entlang des Indus nach Westen hinziehende Skardu-Tal. Ausschnitt aus "India and Pakistan" (Jammu and Kashmir) Ni-43-03. 1:250.000. Mundik

 Inhaltsverzeichnis

1.Entdeckungsgeschichte
2. Das Skardu-Tal und die Stadt Skardu
3. Geschichte Skardus, Festungen und Herrscherresidenzen
4. Moscheen, Astananas, Friedhof
5. Buddha-Felsenrelief
6. Angrenzende Seen
7. Literatur

Abbildung 3: Skardu von der Festung Kharphocho aus photographiert. Heute eine grüne Stadt, in der die Gipfel der Bäume generell die Häuser überragen (Oktober 2007)

 1. Entdeckungsgeschichte

Siehe auch den Hauptartikel Entdeckungs- und Forschungsgeschichte Baltistans (Klein-Tibet)

Die erste Erwähnung von Skardu datiert in die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts. Mirza Haidar (1499-1551) beschrieb in seinem in den vierziger Jahren des 16. Jahrhunderts verfassten Tarikh-i-Rashidi  Baltistan und nennt auch Askardu als einen der Distrikte dieses Landes. Mit der Eroberung von Kaschmir im Jahre 1586 durch den Moghul-Kaiser Akbar (1556-1605) wurden beginnend mit Ali Sher Khan die Könige von Skardu als Herrscher von Klein-Tibet in der Geschichtsschreibung des Moghul-Reiches erwähnt. Zu nennen sind hier insbesondere Geschichtswerke von Al-Badaoni, Abu´l Fazl, ´Abdu-l Hamíd Láhorí, Ináyat Khán und Sāqi Must´ad Khan. Die erste Erwähnung von Skardu in einem europäischen Literaturwerk verdanken wird dem Franzosen François Bernier (1625-1688). Bernier war ein Arzt und Weltreisender, der 1659 Indien erreichte und 1663 im Gefolge des Moghul-Kaisers Aurangzeb (1658-1707) nach Kaschmir reiste. In seinen 1670 veröffentlichten Reiseerlebnissen schildert er nicht nur die Begegnung mit einem König von Klein-Tibet – es handelte sich hierbei um Murad Khan -, er erwähnt auch Eskerdou (= Skardu) als einen der Orte von Baltistan. Nach dieser Erwähnung von Klein-Tibet und Skardu durch Bernier fand das Land Klein-Tibet und Skardu schnell Aufnahme in die in Europa hergestellten Asienkarten. Erstmalig erwähnt wurde Skardu als Eskerdow in der Karte „Indiæ orientalis nec non insularum adiacentium nova descriptio“ von Nicolaes Visscher, die zwischen 1680 und 1700 publiziert wurde und die auch erstmalig Baltistan als Tibet Minor verzeichnet.

Moorcroft-Trebeck bezeichneten (Part II, S. 261ff) das auf der linken Seite des Indus gelegene Skardu als „the capital of Balti, or Baltistan.“ Nach ihren Angaben bestand der Ort Skardu (also um 1820) aus etwa 150 Häusern. Vigne (Vol. II, S. 245ff) hat den Ort 1835 besucht und die alte Burg von Skardu noch unversehrt vorgefunden. In seinem Buch findet sich auch die erste Abbildung des Felsens von Skardu mit der Burg. Nach Cunningham (S. 35) umfasste das Gebiet des Königreichs Skardu 2.160 Quadratmeilen. Als Thomson im Jahre 1847 Skardu besuchte, war die Burg schon zerstört (S. 218). Thomson (S. 220) liefert auch ein Bild der neuen, von den Dogras erbauten Burg. Siehe auch Drew, S. 360-364.

   

Abbildung 4: Das Skardu Tal mit dem Indus und dem Felsen der Burg Kharphocho nach Thomson

 

Abbildung 5: Die Dogra-Festung in Skardu nach Thomson

 

Ujfalfy, der Skardu 1881 besuchte, beschrieb diesen Ort wie folgt (S. 193): „Skardu machte auf uns einen traurigen Eindruck. Verfallene Erdhütten, staubige Straßen, ein elender Bazar. Entsprechend bemerkt Knight (S.262): „Skardu, the old capital of all Baltistan, is not an imposing town, consisting of scattered groops of low mud-houses, and possessing a very mean little bazaar…“. Eine sehr umfangreiche Beschreibung von Skardu mit zahlreichen Photos und Panorama-Bild findet sich in Filippi (S. 42-62). Filippi hielt sich 1913/14 dreieinhalb Monate in Skardu auf. Für neuere Beschreibungen von Skardu siehe Lonely Planet, S. 302ff, und Beek, S. 236ff.

2. Das Skardu-Tal und die Stadt Skardu

Abbildung 6: Das Skardu Tal mit dem Indus vom westlichen Talzugang aus photographiert. An beiden Ufern des Flusses reihen sich die Dörfer aneinander (September 2007)

 Das Skardu-Tal, welches den Kern des Staatsgebiets des ehemaligen Königreiches bildet, erstreckt sich von Westen nach Osten über eine Strecke von etwa 40 km. Es wird vom Indus durchflossen. Die Dörfer des westlichen Teils dieses Tales reihen sich auf beiden Seiten des Indus meist auf den Schuttkegeln kleiner Nebenflüsse aneinander. Die große Ebene vor dem großen Felsen von Skardu mit seiner das östliche Tal-Ende dominierenden Festung wird hauptsächlich durch einen Wasserlauf bewässert, der von dem Satpara-See gespeist wird. Wie alle ehemaligen kleinen Königreiche im Baltistan war Skardu ein Konglomerat kleiner Dörfer ohne eine große Stadt als Oberzentrum. Zentrum der Macht war seit dem Beginn des 17. Jahrhunderts die Festung Kharphocho. Davor residierten die Herrscher dieses Tales vermutlich in den Burg von Shigri (Shagari der Karte von Abbildung 2 südwestlich von Skardu), wo sich nicht nur eine große Festung befand, sondern wo sich auch ein großer Stein findet, auf dem die Zeremonie der Volljährigkeit des jeweiligen Thronfolgers vollzogen wurde (Vigne, S. 251).

Abbildung 7: Die durch Skardu verlaufende Hauptverbindungsstraße zu dem ca. 160 km entfernten Karakorum-Highway. In Hintergrund alte Bergdörfer des Skardu Tals (Oktober 2008)

Nach den von Afridi veröffentlichten Daten der Volkszählungen von 1951 und 1961 (Afridi, S. 268f) wohnten in den 34 Dörfern des Skardu-Tales 1951 20.756 und 1961 23.632 Personen. Nach Hashmatullah Khan (S. 150) betrug die Bevölkerungszahl nach einer Volkszählung im Jahre 1911 22.039. Als größten Ort im Skardu-Tal nennt Afridi Olding mit 2197 (1951) bzw. 2680 (1961) Einwohnern. Olding ist heute ein Stadtteil der sich rasant entwickelnden Bezirkshauptstadt Skardu. Genaue Zahlen über die heutige Bevölkerungsgröße des Skardu-Tales und der Stadt liegen mir nicht vor. Im Vergleich zu 1961 müsste sie sich aber wenigstens verdreifacht haben.

Die maßgeblichen Gründe für die Entwicklung von Skardu seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts waren die Fluganbindung nach Islamabad durch den Bau eines Flugplatzes, der Bau einer Straße entlang des Indus, die Baltistan an den Karakorum-Highway anschloß, die innere Erschließung Baltistan durch für den Autoverkehr befahrbare Straßen und Brücken, die Ernennung Skardus zum Hauptverwaltungsort eines größeren Bezirks mit der Konzentration der daraus resultierenden Verwaltungseinrichtungen. Vergleicht man die Photographie der großen Ebene vor dem berühmten Felsen von Skardu von De Filippi mit dem heutigen Bild dieser Ebene, so erkannt man leicht, dass sich aus einem großen staubigen und steinigen Areal eine Stadtsiedlung mit extensiver grüner Baumbeflanzung entwickelt hat, bei der eigentlich nur die Türme von Fernmeldeeinrichtungen und Minarette von Moscheen die Baumwipfel überragen (siehe Abbildung 3). Wichtig für die Entwicklung der Stadt ist auch der zunehmende Tourismus, wobei nicht nur der Bergsteigertourismus eine wichtige Rolle spielt. Baltistan entwickelt sich auch wegen seines gemäßigten Klimas zum Urlaubsziel für wohlhabende Reisende aus dem im Sommer sehr heißen Süden Pakistans.   

      

Abbildung 8: Der alte Purana-Basar im Oktober 2007. Ein Großteil der Geschäfte war wegen des Ramadan geschlossen 

 

Abbildung 9: Geschäft im alten Purana-Basar (Oktober 2007)

 

Abbildung 10: Fleischerei in der Nähe des alten Puarana-Basars (Oktober 2007)

Vor der Eroberung durch die Dogras im Jahre 1842 war Skardu ein reiner Agrarstaat mit geringen Handelsaktivitäten, so dass bei einem hohen Selbstversorgungsgrad der ländlichen Bevölkerung ein nennenswerter Markt nicht existierte. Dies änderte sich erst unter der Verwaltung der neuen Herren aus Kaschmir. Nach der permanenten Öffnung der Grenzen mit Ladakh, Purik und Kaschmir entwickelte sich in Skardu ein kleiner Markplatz, eben der heute noch existierende Purana-Basar (Abbildungen 8 und 9), dessen Entwicklungsmöglichkeiten angesichts der schwierigen Verbindungen mit der Außenwelt aber gering waren. Heute haben sich mehrere Handelsplätze für den Warenverkauf entwickelt, von denen der sogenannte neue Basar (Abbildung 1) der bedeutendste ist.

Abbildung 11: Obst- und Gemüsegeschäft auf einem der großen Märkte von Skardu (Oktober 2007)

Skardus Märkte sind die wichtigsten Umschlagplätze für Waren in der gesamten Region Baltistan. Der Ort ist selbst von Khaplu aus heute in drei Stunden Fahrzeit zu erreichen. Früher benötigte man dazu fünf Tage. Zum Handelsplatz Skardu vergleichbare, große Marktplätze konnten sich im übrigen Baltistan nicht entwickeln. Noch vor nicht allzu langer Zeit wurde Skardu als ein häßlicher staubiger Ort beschrieben, der sich stark von der landschaftlichen Idylle anderer Orte, wie Khaplu und Shigar, unterschied. Im Prinzip ist dieser Unterschied durch die Hektik des Geschäftsgeschehens in Skardu und die idyllissche Geruhsamkeit der anderen Orte auch heute noch vorhanden. Die Märkte in Skardu sind aber trotz des lärmenden Straßenverkehrs nicht nur reine Verkaufseinrichtungen, sondern auch Orte des Begegnens und des Meinungsaustauschs der Bewohner der Stadt und ihrer Besucher. Für den ausländischen Besucher ergibt dies eine fremde, fesselnde Atmossphäre, die zum Verweilen und Beobachten einlädt. 

Abbildung 12. Neuer Basar in Skardu. Ein Laden als Treffpunkt  (Oktober 2007) 

 

         

Abbildung 13: Neuer Basar in Skardu. Ein Mann unterwegs (Oktober 2007)

 

Abbildung 14: Neuer Basar in Skardu. Begutachtung der Ware (Oktober 2007)

 

Abbildung 15. Neuer Basar in Skardu. Diskussion zwischen Mutter und Tochter (Oktober 2007)

 

Abbildung 16. Neuer Basar in Skardu. Diskussion zwischen Mutter und Tochter (Oktober 2007)

 

         

Abbildung 16: Neuer Basar in Skardu. Drei Männer im Gespräch (Oktober 2007).

 

Abbildung 17: Neuer Basar in Skardu. Gesprächsteilnehmer (Oktober 2007)

 

Abbildung 18: Neuer Basar in Skardu. Gesprächsteilnehmer (Oktober 2007)

 

Abbildung 19: Neuer Basar in Skardu. Gesprächsteilnehmer (Oktober 2007)

 3. Geschichte Skardus, Festungen und Herrscherresidenzen

Siehe auch den Sonderartikel Wohnburgen (Khar) und Bergfestungen (Khardong) in Baltistan (Klein-Tibet)

Die Darstellung der Geschichte des Skardu Tales ist, soweit heute durch Quellen belegt, eigentlich nicht mehr als die seiner Herrscher und ihrer sich periodisch wiederholenden kriegerischen Aktivitäten. Die Herrscherfamilie von Skardu war unter dem Namen Makpon bekannt, was dem Tibetischen dmag-dpon entspricht. Hierbei bedeutet dmag aber nicht einfach „Krieg“ sondern bezeichnet, wenn wir dem Sprachgebrauch der Baltistan betreffenden ladakhischen Urkunden folgen, die wehrfähigen Männer eines Tales. Mit Makpon wurde also der Anführer dieser als Krieger bereitstehenden Einwohnergruppe bezeichnet, womit auch ein Hinweis auf die politische Organisation auch der übrigen Kleinstaaten des ehemaligen Klein-Tibet gegeben ist.

Der letzte eigenständige Herrscher von Skardu war Ahmad Shah, dem der Engländer Godfrey Thomas Vigne noch in den Jahren 1835 - 1838 begegnet ist. Vigne hat ein Bild dieses Herrschers (S. II) zusammen mit einem Bild von dessen Sohn Ahmat Ali Khan (S. 220) veröffentlicht. Skardu wurde 1840 von den Dogras erobert und sein Herrscher Ahmat Shah wurde verschleppt. Er kam wenige Jahre danach in der Gefangenschaft ums Leben. Vigne war auch der erste, der eine Genealogie der Herrscher von Skardu veröffentlichte. Seine Quellen waren die mündlichen Informationen von Ahmad Shah. Vignes Genealogie umfasst folgende Namen (S. 252ff): Ali Shér Khan, Ahmed Khan, Abdul Khan und Adam Khan, Shamrad alias Shah Murad, Rafir Khan, Sultan Murad, Zufur Khan, Ali Sher Khan und Ahmed Shah. Die Genealogien von Cunningham (S. 35) und Francke (S. 193) enthalten die gleichen Namen außer Abdul Khan und Adam Khan. Die von Cunningham und Francke gegebenen Datierungen dieser Herrscher sind völlig unbrauchbar. Das Gleiche gilt für die Zeitangaben von Hashmatullah Khan (Anhang, S. I) und Afridi (z. B. S. 342).

Während Cunninghams Genealogie mit dem ersten historisch fassbaren Herrscher von Skardu Ali Sher  Khan beginnt, ergänzte Hashmatullah Khan diese Liste um weitere 15 Herrscher, die vor Ali Sher Khan regiert haben sollen. Solche sehr langen Listen ehemaliger Könige liegen auch aus Shigar und Khaplu vor und stammen zum Teil offenbar aus Aufzeichnungen, die in den betreffenden Herrscherhäusern vorlagen und möglicherweise auch heute noch existieren. Leider wurde bisher keine dieser Quellen veröffentlicht. Grundsätzlich dienten solche langen Abstammungslisten der Legitimation der Herrschaft der einzelnen Königshäuser. Ob die darin genannten Personen jemals historisch existiert haben, kann man bei der gegenwärtigen Quellenlage nicht beantworten. Es macht auch wenig Sinn, sich an Spekulationen von Ethnologen über die Besonderheit dieser Namen zu beteiligen. Historisch gesehen sind solche Namen Leerstellen, deren Existenz zu hinterfragen ist und die einstweilen inhaltlich nichts bedeuten.

Da über die Mehrzahl der Herrscher des Skardu Tales Sonderartikel vorgelegt wurden, wird hier nur ein mehr summarischer Überblick über die Herrscher des Skardu Tales seit der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert in chronologischer Abfolge bis zur Übernahme der Herrschaft durch die Dogra im Jahre 1842 vorgestellt. Danach fließt die Geschichte Skardus in die Gesamtgeschichte Baltistan ein, weshalb dieser Geschichtsabschnitt in dem allgemeinen Beitrag über Baltistan behandelt wird.

Abbildung 20: Heute vorhandene Reste der von Ali Sher Khan erbauten Festung Kharphocho in Skardu (Oktober 2007)

 Ali Sher Khan (ab circa 1590 bis zwischen 1620 und 1630)

Ali Sher Khan ist der erste Herrscher, mit dem die Könige von Skardu aus dem Dunkel der Geschichte hervortraten. Er regierte um die Jahrhundertwende vom 16. zum 17. Jahrhundert. Er war der Erbauer der großen Festung Kharpocho in Skardu. Vermutlich ist auch die kleine Residenz unterhalb von Kharphocho, die als Mindok Khar bekannt ist, in seiner Regierungszeit entstanden. Ihm gelang es offenbar, weite Teile Baltistans unter seiner Oberherrschaft zu vereinigen.  Belegt ist seine Eroberung von Ladakh in den neunziger Jahren des 16. Jahrhunderts, wobei ihm offenbar ein besonderes Kriegsglück hilfreich war. In der Regierungszeit von Ali Sher Khan trat Baltistan in die Interessensphäre des Moghul-Kaiserreiches von Indien ein, das 1586 Kaschmir erobert hatte. Eine Tochter von Ali Sher Khan heiratete den späteren Moghul-Kaiser Jahangir, den Nachfolger des berühmten Kaiser Akbar. Eine versuchte Eroberung seines Landes durch den Moghul-Kaiser Jahangir konnte Ali Sher Khan erfolgreich abwehren.

Abbildung 21: Ruine der angeblich von einer Gemahlin von Ali Sher Khan errichteten Residenz Mindok Khar "Blumenburg" in Skardu

 Ahmad Khan (um 1630)

Nach Ali Sher Khan regierte etwa um 1630 für sehr kurze Zeit sein ältester Sohn Ahmad Khan. Als dieser starb, war sein Sohn und legitimer Nachfolger Murad Khan noch minderjährig. Wie in der Geschichte von Baltistan nicht unüblich, riss deshalb Murad Khans Onkel Abdal Khan die Herrschaft in Skardu an sich.

Abdal Khan (1636 abgesetzt)

Abdal Khan regierte nur  wenige Jahre in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts und verlor seinen Thron im Jahre 1636 durch eine vom indischen Moghul-Kaiser Shah Jahan (1627-1658) angeordnete Invasion. Hierdurch wurde die Unabhängigkeit der Herrscherhäuser in Baltistan für den Rest des 17. Jahrhunderts beendet. Historisch gesichert ist, dass das vom Abdal Khan direkt beherrschte Gebiet in Baltistan neben dem Kernland Skardu auch Shigar, Rondu und Kartaksho umfasste. In der Volksliteratur Baltistans ist er bis heute als finstere Gestalt mit dem Beinamen „Mizos“ „Menschenfresser“ lebendig.

Adam Khan (regierte von 1636 bis in die fünfziger Jahre des 17. Jahrhunderts. Starb vor 1658)

Adam Khan war der zweitälteste Sohn des bedeutendsten Herrschers von Baltistan Ali Sher Khan und regierte nach der Absetzung seines Bruders Abdal Khan von 1636/37 bis in die fünfziger Jahre des 17. Jahrhunderts. Adam Khan regierte als Garant der Loyalität Baltistans gegenüber dem Moghul-Kaiserhof von Kaschmir aus und lebte dort auf einem Landgut (Jagir), das ihm der Moghul-Kaiser für seine Dienste übertragen hatte. Adam Khan musste die Verwaltung von Skardu einem örtlichen Stellvertreter namens Mirza Khan überlassen, dem auch die Region von Kartaksho unterstellt war. Mirza Khan rebellierte aber nach zehn Jahren gegen seinen Oberherrn und die Moghul-Vorherrschaft. So rückte Adam Khan 1650/51 an der Spitze einer kaiserlichen Armee in Baltistan ein und setzte seinen Statthalter ab. Adam Khans Neffe Muhammad Murad alias Murad Khan übernahm die Position des abgesetzten Mirza Khan. Murad Khan wurde vom Kaiser Shah Jahan nach Adam Khans Tod als dessen Nachfolger eingesetzt.

Mirza Khan (zwischen 1640 und 1650/51)

Mirza Khan war in den Jahren nach 1636/37 bis 1650 ein Statthalter von Adam Khan in Skardu. Daneben regierte er Kartaksho. Wegen einer Rebellion gegen seinen Oberherrn und gegen die Vorherrschaft der Moghul-Kaiser wurde er nach einer von Kaschmir aus durchgeführten militärischen Intervention im Jahre 1650 als Statthalter von Skardu abgesetzt.

Murad Khan (1650/51 bis in die sechziger Jahre des 17. Jahrhunderts)

Murad Khan war ein Enkel des berühmten Ali Sher Khan und hätte eigentlich als Sohn von Ahmad Khan seinem Vater auf dem Thron von Skardu folgen müssen. Dies wurde aber durch seine Onkel Abdal Khan und Adam Khan verhindert. Murad Khan regierte in Baltistan in den fünfziger und sechziger Jahren des 17. Jahrhunderts. Murad Khan folgte in den fünfziger Jahren des 17. Jahrhunderts als Herrscher in Baltistan auf seinen Onkel Adam Khan, für den er bis zu dessen Tod als Statthalter in Skardu regierte. Sein Kernland war, wie das aller Mitglieder der Makpon-Herrscherfamilie, das Tal von Skardu. Murad Khan war ein Machtmensch, der auch vor Eidbruch und Mord nicht zurückschreckte. Im Laufe seiner Herrschaft als Statthalter von Adam Khan in Skardu und, nach dessen Tod, als vom Moghul-Kaiser Shah Jahan (1627-1658) bestätigter Nachfolger seines Onkels, versuchte er teilweise erfolglos, alle Teilreiche von Baltistan unter seiner Herrschaft zu vereinigen. In Murad Khans Regierungszeit fiel die Eroberung von Kartaksho, Khaplu und Gilgit durch den Herrscher von Skardu. Der Versuch, Shigar in seinen Herrschaftsbereich einzuverleiben, schlug fehl. 1663 traf Murad Khan mit dem Franzosen François Bernier in Kaschmir zusammen.

Sher Khan (1. Regierungsperiode, um 1670)

Sher Khan war wie Murad Khan ein Enkel des berühmten Ali Sher Khan und ein Bruder von Murad Khan. Als Murad Khan starb, war sein als sein Nachfolger auserkorener Sohn Muhammad Rafi Khan noch minderjährig. Begleitet von seinen Truppen zog Sher Khan unter der Vorgabe, als trauernder Bruder einen Besuch abzustatten, nach Skardu und übernahm dort die Macht. Anschließend entfachte er einen Eroberungskrieg gegen Imam Quli Khan von Shigar, in dem er letztendlich unterlag. Nachdem seine Lage in der belagerten Burg Kharphocho hoffnungslos geworden war, bot er die kampflose Übergabe von Skardu unter der Bedingung an, dass man ihm erlaube, sich unbehelligt nach Kartaksho zurückzuziehen. Imam Quli Khan willigte ein und Sher Khan zog sich nach Kartaksho zurück.

Muhammad Rafi Khan (1. Regierungsperiode)

Muhammad Rafi Khan war der älteste Sohn von Murad Khan und beim Tod seines Vaters (nach 1667) noch minderjährig, so dass sein machtgieriger Onkel Sher Khan die Herrschaft in Skardu an sich reißen konnte. Dabei wurde Muhammad Rafi Khan von Sher Khan interniert. Als Sher Khan wegen der Übermacht seiner Gegner jeden Widerstand (vor 1674) aufgab, wurde Muhammad Rafi Khan als König von Skardu inthronisiert, nachdem er mit eigenen Truppen an der Seite von Imam Quli Khan am Krieg gegen Sher Khan teilgenommen hatte. Sher Khan plante wenig später eine erneute Übernahme der Macht von Baltistan. Es gelang ihm, seinen Neffen ein zweites Mal festzunehmen und in Parkuta in Gefangenschaft zu halten.

Sher Khan (2. Regierungsperiode, nach 1674)

Sher Khan besuchte unter dem Vorwand friedlicher Absichten seinen Neffen Muhammad Rafi Khan in Skardu und schmeichelte sich bei ihm ein. Bei der nächstpassenden Gelegenheit ließ er den arglosen Muhammad Rafi Khan in Parkuta einkerkern und übernahm wieder die Macht in Skardu. Damit war die Grundlage für den nächsten Krieg gegen Imam Quli Khan geschaffen. Skardu war wieder in seinem Besitz, Rondu wurde ohnehin von seinem Bruder Ali Shah regiert, der ihm treu ergeben war, und in Khaplu hatte sich sein Neffe Yakub mit ihm verbündet. Zudem hatte, wie schon erläutert, Yakub seinen auf der anderen Seite des Shayok in Saling und Haldi residierenden Cousin Hatam Khan überredet, auf Sher Khans Seite zu wechseln. Während des  nun folgenden zweiten großen Krieges gegen Shigar wurde zunächst Muhammad Rafi Khan aus seiner Gefangenschaft in Parkuta befreit. Am Ende dieses Krieges musste Sher Khan bedingungslos kapitulieren. Genaues über das weitere Schicksal Sher Khans wissen wir nicht. Ihm wurde offenbar gestattet, nach Purik ins Exil zu gehen.

Muhammad Rafi Khan (2. Regierungsperiode, nach 1678/79)

Während des zweiten Krieges zwischen Sher Khan und Imam Quli Khan war Muhammad Rafi Khan aus seiner Gefangenschaft in Parkuta befreit worden. An der Seite von Imam Quli Khans Truppen nahm er am Feldzug gegen Sher Khan teil, Nach Sher Khans bedingungsloser Kapitulation regierte Muhammad Rafi Khan unangefochten bis zu seinem Tod. Sein Nachfolger war Sultan Murad Khan.

Sultan Murad Khan (bis etwa 1722)

Unter Sultan Murad Khan erlebte Skardu den Tiefpunkt seiner Machtstellung in Baltistan. 1719 traf Azam Khan, Herrscher von Shigar, militärische Vorbereitungen, um Skardu zu erobern. Zwar konnte durch eine diplomatische Intervention der Ausbruch eines Krieges zwischen Shigar und Skardu zunächst verhindert werden, doch das änderte sich schlagartig im Jahr 1722. Azam Khan eroberte nicht nur Skardu, sondern unterwarf das gesamt Gebiet der sBalti, worin sicherlich auch Kartaksho mit Tolti und Parkuta eingeschlossen war. Des Weiteren konnte er Rondu und Nagar einnehmen. Hatam Khan aus Khaplu sandte erneut einen Hilferuf nach Ladakh. In dem nun folgenden Krieg besiegten die Truppen aus Ladakh zu Beginn des Jahres 1723 die von Azam Khan aufgestellte Armee. Über das Schicksal von Sultan Murad Khan erfahren wir nichts. Vermutlich ist er im Zusammenhang mit der Agression von Seiten Shigars ums Leben gekommen.

Mohammad Zafar Khan (von 1723 bis in die sechziger oder siebziger Jahre des 18. Jahrhunderts)

Mohammad Zafar Khan wurde als Mitglied der Makpon-Herrscherfamilie 1723 von ladhakischen Truppen als Herrscher von Skardu eingesetzt. Seine Herrschaft begann an einem Tiefpunkt der Macht der Könige von Skardu. Zehn Jahre nach seiner Inthronisierung begann Zafar Khan erneut im Stil seiner kriegerischen Vorfahren einen ersten Feldzug gegen seine Nachbarländer. 1733 und 1734 unternahm er zwei Kriegszüge zur Eroberung von Khaplu, die beide nur durch Interventionen von Truppen aus Ladakh erfolgreich abgewehrt werden konnten. 1759 startete Zafar Khan mit Unterstützung des Herrschers von Kiris einen Feldzug gegen Shigar, wobei er Hussain Khan, den König von Shigar, gefangen nahm und einkerkerte. Durch einen Einmarsch von Truppen aus Ladakh wurde Hussain Khan befreit und die Ordnung in Shigar wiederhergestellt. Aber schon drei Jahre später im Jahre 1762 begann Zafar Khan, diesmal mit der Unterstützung von Saadat Khan, dem Herrscher von Kartaksho, erneut einen Krieg gegen Shigar. Auch diesmal wurde eine Intervention von Ladakh notwendig, um die Machtbalance in Baltistan wiederherzustellen. Am Ende seines Lebens hatte Zafar Khan über vierzig Jahre lang Baltistan mit letztendlich erfolglosen Kriegen überzogen. Sein Todesjahr dürfte in die sechziger oder siebziger Jahre des 18. Jahrhunderts fallen.

Ali Sher Khan (II) (letzte Jahrzehnte des 18. Jahrhunderts)

Ali Sher Khan (II) war Nachfolger von Mohammad Zafar Khan und der Vater des letzten unabhängigen Königs von Baltistan Ahmad Shah. In seine Regierungszeit fällt ein von Kaschmir aus auf Befehl von Haji Karim Dad Khan durchgeführter räuberischer Einfall von beutehungrigen Afghanen in Baltistan und ein Krieg gegen Khaplu im Jahre 1785, den er mit seinen Verbündeten aus Shigar durchführte. Dieser Krieg endete für ihn mit einer Niederlage gegen die ladakhischen Truppen in der Schlacht von Daghoni.

Ahmad Shah (herrschte seit Beginn des 19. Jahrhunderts bis 1840)

Ahmad Shah war der letzte selbstständige Herrscher von Skardu und Baltistan vor der Eroberung des Landes durch die Dogra im Jahre 1840. Geboren als Sohn des Königs Ali Sher Kahn (II) von Skardu, war er der zweite Herrscher in der Geschichte Baltistans, dem es gelang, die neben Skardu existierenden weiteren fünf kleinen Königreiche zu erobern und unter seine Herrschaft zu stellen. Nach der Eroberung Baltistans durch die Dogra musste er 1841 den siegreichen Feldherrn Zorawar Singh auf dessen Feldzug gegen Tibet begleiten. Er starb vermutlich im Jahr 1842/43 nach seiner Überstellung an den Dogra-Thanadar Gosaun von Skardu und der anschließenden Deportierung an den Hof des Dogra-Herrschers Gulab Singh.

Abbildung 22: Eingang zu der nach 1840 erbaute Residenz der Raja von Skardu (Oktober 2007)

Die Bergfestung Kharphocho war primär eine Verteidigungsanlage und insbesondere ein Waffenlager. Als normale Residenz diente den Herrschern von Skardu ein separates, im Tal gelegenes Gebäude. Die alte Herrscherresidenz wurde während des Dogra-Einfalls zerstört. Über die Geschichte des heute vorzufindenden, schlossartigen Gebäudes ist mir nichts bekannt. Während meines Aufenthaltes in Skardu im Jahre 2007 wurde das Gebäude renoviert. Der gegenwärtige Raja von Skardu ist in ein neues, villenartiges Haus umgezogen. Eine Bestandaufnahme älterer, architektonisch interessanter Häuser in Skardu liegt mir nicht vor. Gleichwohl finden sich solche Gebäude im Stadtgebiet von Skardu, von denen auf Abbildung 24 ein Beispiel wiedergegeben wird.

   

 Abbildung 23: Portico der Wohnburg von Skardu (Oktober 2007)

 

Abbildung 24: Älteres Wohngebäude in Skardu

 4. Moscheen, Astananas, Friedhof

Siehe auch die Sonderartikel Traditionelle Moscheen (Masjid) in Baltistan (Klein-Tibet) und Astana-Grabmonumente in Baltistan (Klein-Tibet)

In den Jahren 2007 und 2008 war der Neubau zahlreicher Moscheen im Stadtgebiet von Skardu augenfällig. Untersuchungen hierzu liegen nicht vor. Es ist auch bisher nicht feststellbar, ob einige dieser Moscheen mit neuem Aussehen nur umgebaute traditionelle Moscheen sind. Insofern besteht hier eine erhebliche Forschungslücke. Hervorzuheben sind zwei neuere Astana-Grabbauten im Qatal Gah genannten Bezirk von Skardu, zu dem auch ein großer Friedhof gehört. An diesen Bereich grenzt auch ein sich entwickelnder neuer Basar an. Generell besteht meines Wissens ein großes Defizit an Forschung über die städtebauliche Entwicklung von Skardu.

Abbildung 25: Neue Moschee in Skardu

 

   

Abbildung 26: Neue Moschee in Skardu

 

Abbildung 27: Neue Moschee in Skardu

 

Abbildung 28: Astana-Grabmonumente des Imam Mahedi und des Imam Hussain im Qatal Gah Bezirk von Skardu 

 

Abbildung 29. Friedhof von Skardu

 5. Buddha-Felsenrelief

Siehe den Sonderartikel Buddha-Felsrelief bei Skardu (Baltistan, Klein-Tibet)

In Baltistan finden sich zahlreiche Kulturdenkmäler, die aus der vorislamischen Zeit stammen, in der der Buddhismus in Baltistan eine wichtige Rolle spielte. Eines der bedeutendsten Überreste des Buddhismus in Baltistan ist der sogenannte Buddha-Felsen, der auf dem Weg von der Stadt Skardu zum Satpara-See gelegen ist. Das Felsrelief, in dessen Zentrum eine Buddha-Figur zu sehen ist, weist mehrere, heute zum Teil stark beschädigte tibetische Inschriften auf, von denen die älteste vor 1000 n. Chr. entstanden ist. Angesichts der Tatsache, dass der Buddhismus in den heutigen Nordregionen Pakistans schon vor der Entstehung des tibetischen Großreichs (7. Jahrhundert n. Chr.) verbreitet war, ist nicht auszuschließen, dass dieses Fels-Relief vor der Einverleibung Baltistans in das tibetische Großreich entstanden ist und die tibetischen Inschriften zu einem späteren Zeitpunkt eingemeißelt wurden. Das Felsrelief bei Skardu weist zahlreiche Beschädigungen aus, die, wie ein Vergleich mit älteren Photos zeigt, in der Mehrzahl neueren Datums sind. Insofern gehört dieses Felsrelief zu den bedrohten Kulturdenkmälern Baltistans.

Abbildung 30: Buddha-Felsen zwischen der Stadt Skardu und dem Satpara-See. Der aufgestellte primitive Drahtzaun bietet natürlich keinen wirklichen Schutz des Denkmals vor Vandalismus 

 6. Angrenzende Seen

Für die Wasserversorgung von Skardu war und ist der Satpara-See (auch Sadpara, Sadpor oder Satpur geschrieben) von außerordentlicher Bedeutung. Der See liegt südlich der Stadt Skardu an dem alten Handelsweg, der früher Skardu über die Deosai-Hochebene mit Kaschmir verbunden hat. Zur Regulierung des Wasserabflusses war die Abflussseite zum Skardu-Tal mit einem gemauerten Damm abgesperrt, der Skardu auch vor Hochwasser schützen sollte. Über den Erbauer dieses Damms liegen keine verlässlichen Quellen vor. Eine Dokumentation dieses Damms verdanken wir Jane E. Duncan (S. 304ff), nach deren Angaben diese gemauerte Absperrung eine Höhe von ca. 4,26 m und eine Dicke von ca. 1,82 besaß. Die Absperrmauer hatte jeweils in zwei Reihen übereinander angeordnete sechs türartige, verschließbare Öffnungen, die ca. 150 hoch und 60 cm breit waren. Zu der Zeit von Jane E, Duncans Besuch (1904) war diese Absperrung nicht mehr funktionsfähig. Im Jahre 2007 war diese historisch interessante Wasserregulierungsanlage völlig verschwunden. Als Ersatz dafür waren die Bauarbeiten zur Errichtung eines wesentlich höheren Damms in vollem Gange. Diese neue Absperrung soll den wachsenden Wasserbedarf der sich rasant vergrößernden Stadt Skardu sicherstellen und führt, wie 2008 ersichtlich war, zu einer deutlichen Erhöhung des Wasserspiegels des Sees. Die Arbeiten waren im Herbst 2008 noch nicht abgeschlossen. Am östlichen Ufer des Satpara-Sees findet man einige Häuser und ein sehr einfaches Fischrestaurant.

 

   

Abbildung 31: Der historische Damm am Satpara-See nach Duncan (1904)

 

Abbildung 32: Der historische Damm am Satpara-See von der Seeseite aus photographiert nach Duncan (1904)

 

Abbildung 33: Der Satpara-See von Norden aus photographiert (Oktober 2008)

 Nach Vigne (S. 262) bildete der Satapara-See in der Vergangenheit für Invasoren aus dem Süden, also insbesondere aus Kaschmir, ein Nadelöhr. Sein westliches Ufer war unpassierbar und am östlichen Ufer führte nur ein enger Pfad vorbei, den man durch Steinhagel leicht blockieren konnte. Heute findet man am östlichen Ufer eine neugebaute Straße vor, die zur Deosai-Hochebene führt und die südlich des Sees gelegenen Ortschaften erschließt.

Am westlichen Ende des Skardu-Tales ist der untere und obere Kachura-See gelegen. Am Ufer des unteren, relativ kleinen Kachura-Sees wurden sowohl Ferienheime der pakistanischen Armee als auch das mehr oder minder bekannte Shangrila Hotel erbaut. Das Hotel wird als Touristenattraktion gepriesen, auch wenn sein Zustand heute nicht mehr dem modernsten Standard entspricht.

Abbildung 34: Der untere Kachura-See mit dem Shangrila Hotel (Oktober 2008)

 7. Literatur

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Al-Badaoni: A History of India Muntakhabu-t-Tawarikh by Abdul-Qadir Ibn-i-Muluk Shah. Known as Al-Badaoni. English Translation Selections from Histories by W. H. Lowe. Vokume II. Reprint, New Delhi 1990.
Michael Beek: Pakistan. Marquartstein 2006
François Bernier: Travels in the Mogul Empire. Translated from the French by Irving Brook. Vol. II, London 1826
Alexander Cunningham: Ladák. Physical, statistical, and historical; with notices of the surrounding countries. New Delhi 1977 (reprint)
Jane E. Duncan (1906): A Summer Ride through Western Tibet. With 93 Illustrations and a Map. London1906
Frederic Drew: The Jummoo and Kashmir Territories. A Geographical Account. London 1875
Abu´l-Fazl: The Ā´in-i-Akbarī. Translated from the original Persian by H. Blochmann. Second edition, Vol. 1. Calcutta 1827
Abu´l Fazl 1: The Akbarnāma (History of the Reign of Akbar Including an Account of his Predecessors) Vol. I-III. Translated from Original Persian Manuscripts by H. Beveridge. Kolakata 1907. Second reprint March 2010-12-15
Filippo De Filippi: Storia della spedizione scientifica Italiana nel Himalaia Caracorum e Turchestan Cinese (1913-1914). Bologna 1923
Mirza Haidar: The Tarikh-i-Rashidi of Mirza Muhammad Gaidar, Dughlát. A History of the Moghuls of Central Asia. An English Version. Edited, with Commentary, Notes and Map by N. Elias. The Translation by E. Denison Ross. London 1895
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Sāqi Must´ad Khan: Maāsir-i-´Ālamgiri. A History of the Emperor Aurangzib-´Ālamgir (Reign 1658-1707 A. D.). Translated into English and annotated by Jadu Nath Sarkar. Kolkata 1947. Second Reprint 2008
E. F. Knight: Where three Empires Meet. A Narrative of Recent Travel in Kashmir, Western Tibet, Gilgit, and the Adjoining Countries. London 1893
´Abdu-l Hamíd Láhorí: Bádsháh-náma. In: The History of India as Told by its Own Historians. The Muhammadan Period. The Posthumous Papers of the Late Sir H. H. Elliot. Edited and Continued by Professor John Dowson. Vol. VII. First Indian Edition. Allahabad 1964, S. 3-72
Lonely Planet: Sarina Singh, Lindsay Brown, Owen Bennett Jones, John Mock, Kimberley O´Neil, Samina Yasmeen: Pakistan & the Karakoram Highway. Footscray – Linden St. – London 2004
Dieter Schuh: Herrscherurkunden und Privaturkunden aus Westtibet (Ladakh), Halle 2008 (= Monumenta Tibetica Historica, Abteilung III. Diplomata, Epistolae et Leges, Band 11)
Dieter Schuh 1: Die Herrscher von Baltistan (Klein-Tibet) im Spiegel von Herrscherurkunden aus Ladakh. In: Chomolangma, Demawend und Kasbek. Festschrift für Roland Bielmeier zu seinem 65. Geburtstag. Band 1: Chomolangma, Halle 2008, S. 165-225
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Thomas Thomson: Western Himalaya and Tibet; A Narrative of a Journey through the Mountains of Northern India during the Years 1847-8. London 1852
Károly Jenö Ujfalvy von Mezokovesd: Aus dem westlichen Himalaja. Erlebnisse und Forschungen. Leipzig 1884
Godfrey Thomas Vigne: Travels in Kashmir, Ladakh, Iskardo. The Countries Adjoining the Mountain-Course of the Indus and the Himalaya North of the Punjab. Volume II, London 2005. Nachdruck der Ausgabe von 1842

Autor: Dieter Schuh, 2011

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